Chilereise, Teil 4: Auf nach Puerto Williams
31. Oktober – 1. November 2024
Etwas wehmütig geben wir am Donnerstag Vormittag unsere Unterkunft ab. Nicht nur, dass Punta Arenas uns sehr gefallen hat und es noch vieles zu entdecken geben würde. Auch die Vermieter unserer Wohnung sind uns mittlerweile ans Herz gewachsen. Wir haben uns sehr gut mit ihnen verstanden, sie waren immerzu hilfsbereit und freundlich und haben uns auch konkrete Ideen und Tipps für unsere Ausflüge gegeben, die uns geholfen haben – und auch die Unterkunft hat uns sehr gepasst; insbesondere der Luxus einer Zentralheizung war nach den letzten drei Wochen mit kleinen Elektro- oder Petrolöfen sehr angenehm. Wenn ihr mal nach Punta Arenas reisen solltet, sucht nach den «Magellanicus Rustic Suites» und sagt Sarah und Rodrigo einen lieben Gruss!
Nach einem Frühstück mit Toast, Avocado und verlorenen Eiern besorgen wir als erstes eine grosse Tasche für unsere Mitbringsel – vor allem aber für eine Maske der Selk`nam, die ich gekauft habe und die nicht in den Koffer passt. Hierfür müssen wir in den grossen Supermarkt am Stadtrand, sind aber erfolgreich. Anschliessend fahren wir erneut ins Zentrum, wo wir weitere Mitbringsel besorgen und im Mercado Municipal eine leckere Fisch- und Meeresfrüchtesuppe geniessen.
Um 14h sind wir am Pier, um die Fähre zu nehmen. Die Fähre nach Porvenir hat etwas Verspätung, so dass wir die Zeit damit verbringen, in der warmen Sonne dem Treiben zuzuschauen. Kurz vor drei Uhr können wir dann unser Auto verladen, was problemlos verläuft, wir müssen aber dann die Fähre wieder verlassen, bis sie fertig beladen ist und wir kurz vor 16h auf die Fähre dürfen. Das Schiff hat fünf Decks, das Passagierdeck ist auf dem mittleren Deck. Über den Aussenbereich gelangt man bis ganz nach oben neben die Kommandobrücke, von wo man eine schöne Aussicht hat.
Um 17h30 laufen wir aus, um 18h gibt es ein kleines Abendessen, und anschliessend geniessen wir die Fahrt durch die Magellanstrasse und die Stimmung des ausklingenden Tages. Die Route führt um die Insel Feuerland herum, die auf der Westseite weit verzweigt ist und mit unzähligen Halbinseln bis in den Pazifik hinein reicht.
Während der Dämmerung erblicken wir noch das Fuerte Bulnes und den Fáro San Isidro, die wir vor zwei Tagen besucht hatten.
Die Sitze sind eigentlich recht bequem – eigentlich, weil wir grösser sind als der hiesige Durchschnitt. Da das Schiff kaum belegt ist, kann ich mich quer auf drei Sitze legen und so etwas schlafen – aber nicht sehr gut. Noch dazu ist die Luft im Passagierdeck extrem trocken. Ich stehe schliesslich um 5 Uhr auf und geniesse die frische Luft und den Tagesanbruch auf Deck. Es ist recht frisch, aber ich bin gut angezogen und die Luft ist herrlich. Es ist Allerheiligen, also der Tag, nach dem Magellan die Strasse zuerst benannt hat – und wir sind gerade daran, diese zu verlassen, um für kurze Zeit auf dem offenen Pazifik zu fahren, der heute seinem Namen alle Ehre macht und ruhig daliegt, bevor wir wieder in die engen Strassen des Archipels Richtung Süden fahren. Immer wieder tauchen vor uns kleine Inseln auf, einige von ihnen sind kaum sichtbar. Je länger wir durch diese Gewässer kreuzen, umso grösser wird unser Respekt vor den Seefahrern, die im 16. Jahrhundert ohne Karte, ohne Leuchtfeuer, ohne Radar und ohne genaue Kenntnis der Gefahren diese Gewässer das erste Mal befahren haben. Etwa zur Mittagszeit haben wir die Höhe von Puerto Williams erreicht und fahren durch einen Seitenarm nach Osten in Richtung des Beaglekanals. Die Wolken hängen tief, zwischendurch regnet es auch, nur für kurze Zeit wird der Blick auf die Darwin-Cordillera frei, bevor diese wieder hinter einem Vorhang verschwindet. Im Laufe des Nachmittags fahren wir an mehreren Gletschern vorbei, die zum Teil über dem Meer hängen oder dieses sogar erreichen, und neben denen subantarktische Wälder wachsen – Kontraste, die man als Mitteleuropäer nicht kennt.
Kurz vor dem Eindunkeln frischt der Wind auf, und es fängt an zu regnen. Wir bleiben darum im Schiff, bis wir angelegt haben, und steigen dann in unser Auto, mit dem wir gegen 22h bei unserem Hotel eintreffen.
0 Comments