Zurück in Europa…
16. – 17. November 2024
Unseren letzten Abend haben wir vorgestern nochmals richtig ausgekostet: wir waren beim Vater der Gasttochter, die im Jahr 2022 bei uns war und zu deren Familie unsere älteste Tochter anschliessend ging. Es ist wirklich schön, dass dieser Kontakt aufrecht erhalten geblieben ist. Wir geniessen den Abend mit einem guten letzten Stück Entraña und einem Glas Wein sowie einem Rückblick auf unsere Eindrücke – ein sehr gelungener Abschluss.
Am Samstag fährt mir der Schreck in die Glieder: In der Tageszeitung, die ich am Vortag gekauft (aber erst heute fertig gelesen) habe, ist die Rede von einem unbefristeten Streik des Flughafenpersonals ab Freitagmittag – zum Glück erfahre ich dann im Internet, dass dieser in letzter Minute abgesagt wurde, nachdem eine teilweise Einigung gefunden werden konnte. Wir begeben uns wie geplant an den Flughafen und heben pünktlich kurz nach 13h (Ortszeit) ab, und nach einem herrlichen Blick auf das Wolkenmeer über den Anden und den imposanten Aconcagua gleiten wir weiter über die riesigen argentinischen Landwirtschaftsflächen in die Abenddämmerung hinein.



Diesen Eintrag verfasse ich bereits wieder auf europäischem Boden. Kurz nach 5 Uhr sind wir heute morgen in Madrid gelandet und haben jetzt einen längeren Aufenthalt, bevor wir die Weiterreise in die vorwinterliche Schweiz antreten. Den erneuten Temperaturschock verdrängen wir momentan noch mit dem Gedanken daran, dass wir in Puerto Williams ja ein ähnliches Klima hatten. Mütze und Daunenjacke sind schon bereit.
Auf dem Flug von Santiago nach Madrid habe ich angefangen, das Buch über den Pazifikkrieg (auf Deutsch auch «Salpeterkrieg» genannt) zu lesen, welcher Ende des 19. Jahrhunderts die Machtverhältnisse auf dem Kontinent massiv verschoben hat. Vermutlich nicht die beste Idee: das Buch ist so spannend, dass ich noch weniger geschlafen habe, als es ohnehin schon der Fall gewesen wäre – dafür werde ich heute Abend umso weniger Mühe haben, früher ins Bett zu fallen, als es meine innere Uhr im Moment (noch) plant.
Um die Interessierten unter euch neugierig zu machen: Das Buch widmet sich der Frage, welche Auswirkungen dieses Krieges noch heute spürbar sind. Das erste Kapitel ist ein 70-seitiger Rückblick auf die Ereignisse während des Krieges, der 1879 durch eine Allianz von Bolivien und Peru ausgelöst wurde, welche die chilenischen Interessen an der nördlichen Pazifikküste streitig machen wollten – und der in einer bitteren Niederlage für diese beiden Länder endete.

Während der frühen 1880er Jahre versuchten die USA zunächst noch, die Ansprüche Chiles auf eine Abtretung der eroberten Gebiete zu vereiteln, bis ein neu gewählter Präsident diese Politik umstiess und nach mehreren Jahren der erfolglosen Versuche einer Einflussnahme die drei Länder aufforderte, die Lösung des Konfliktes selbständig herbeizuführen (das ist jetzt natürlich eine sehr verkürzte Darstellung der Ereignisse…). In den weiteren Kapiteln wird der Weg zu einem fragilen Frieden beschrieben, der noch Ende in den 1980er und 90er Jahren beinahe in einen erneuten Krieg führte und die anschliessende Zeit bis 2018 beleuchtet.
Das Buch wird mich mit seinen verbleibenden 250 Seiten (plus rund 150 Seiten Dokumentation im Anhang) also noch eine Weile begleiten – und mir so zusammen mit den vielen Fotos und Filmen, die es aufzuarbeiten gilt, dabei helfen, noch eine Weile im Geiste in diesem spannenden Land weiterzureisen und noch länger von dieser spannenden und bereichernden Reise zu zehren. Mit diesem letzten Eintrag zu der Reise schliesse ich ein Kapitel ab, das ich sehr genossen habe – und hoffe dabei, dass es nicht die letzte Reise auf diesem Kontinent und auch nicht in diesem Land war. We shall see…
Viva Chile!
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